Ein Blick auf Schulsozialarbeit und Familiengrundschulzentren aus kommunaler Perspektive
Schulsozialarbeit ist seit einigen Jahren in NRW ein fester Bestandteil der multiprofessionellen Teams in allen Schulformen. Gegenwärtig fußt die Schulsozialarbeit in NRW auf drei (Finanzierungs-)Säulen: 1. Kommunale Kinder- und Jugendhilfe, 2. Landesdienst, 3. Landesförderung. Die Schulsozialarbeit ist im Schnittfeld von Schule und Kinder- und Jugendhilfe verortet. Genau dort ist ebenfalls die Entwicklung von Grundschulen zu Familiengrundschulzentren zu finden. Mehr als 150 Grundschulen in NRW entwickeln sich derzeit zu Familiengrundschulzentren. Das führt dazu, dass die Leitung eines Familiengrundschulzentrums genauso wie die Schulsozialarbeit oder auch die Leitung des Ganztags, die Sonderpädagogik und weitere Fachkräfte in den multiprofessionellen Teams an Schule zusammenarbeiten. Wir konzentrieren uns in diesem Beitrag auf die kommunale Schulsozialarbeit und werfen einen Blick darauf, wie Kommunen mit den Professionen Schulsozialarbeit und Leitung eines Familiengrundschulzentrums (FGZ-Leitung) auf kommunaler Ebene umgehen, in welcher Trägerschaft diese liegen und ob beispielsweise abgestimmte Gesamtkonzepte vorliegen.
Trägerschaft
Essen: Die Schulsozialarbeit in Essen teilt sich in die üblichen drei Modelle auf: Kommunale Schulsozialarbeit, Landesdienst, Landesförderung durch das Schulministerium. Letztere wird gemeinsam mit freien Trägern umgesetzt. Dazu Philipp Schütte, Koordinator für Familiengrundschulzentren bei der Stadt Essen: „Wir haben elf weitere Träger, mit denen wir zusammenarbeiten. Die beteiligten Wohlfahrtsverbände sind vorrangig an den Grundschulen mit der Schulsozialarbeit. Das heißt, wir haben an den Standorten der Familiengrundschulzentren die freien Träger, die die Schulsozialarbeit umsetzen und die FGZ-Leitung setzen wir als Kommune selbst ein.“
Ahlen: Zielsetzung der Jugendhilfe in Ahlen ist es, dass an einem Schulstandort möglichst Strukturen aus einer Trägerhand vorhanden sind. D.h. Schulsozialarbeit, FGZ-Leitung und zum Beispiel die OGS-Leitung sind beim gleichen Träger angestellt. Das hat laut Lisa Kalendruschat, Kommunale Koordination für Familiengrundschulzentren in Ahlen, folgenden Vorteil: „Der Austausch über ein Kind kann aus verschiedenen Perspektiven erfolgen, um die Heranwachsenden bestmöglich in ihrer Entwicklung unterstützen zu können. Die Kommunikationsstrukturen sind vereinfacht.“
Gemeinsamkeiten und Abgrenzungen der Stellenprofile
Essen, Philipp Schütte: „Der Schwerpunkt der Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter liegt auf Angeboten zum Sozialen Lernen, Interventionen, präventiver Arbeit und Beratungsgesprächen. Das unterscheidet sie deutlich von dem Profil der FGZ-Leitungen. Aus meiner Sicht muss allerdings zwischen diesen beiden Professionen keine explizite Abgrenzung geschehen. Die Zusammenarbeit und Differenzierung kann man über Einführungsgespräche und Hospitationen begleiten und so auch Irrtümer ausräumen. Überschneidungen der Professionen gibt es in der Elternarbeit und Netzwerkarbeit.“
Auf unserer Website finden sie ein ergänzendes Interview mit einer Schulsozialarbeiterin und einer FGZ-Leitung aus Duisburg, die darin beschreiben wie sie miteinander, nebeneinander und füreinander arbeiten.
„Der Austausch über ein Kind kann aus verschiedenen Perspektiven erfolgen, um die Heranwachsenden bestmöglich in ihrer Entwicklung unterstützen zu können.“
Integrierte Konzepte
Dormagen: 2021 ist in Dormagen die Entscheidung gefallen, die Schul-Sozialarbeit, die bis dahin bei unterschiedlichen Trägern angesiedelt war, bei der Stadt Dormagen zu verorten. Das Team Schulsozialarbeit ist in der Stadtverwaltung angesiedelt. Seit Anfang 2022 wird dort unter Federführung von Nico Sievers, Teamleiter Schulsozialarbeit, ein Rahmenkonzept für die Schulsozialarbeit in Dormagen aufgebaut. Das Konzept der Familiengrundschulzentren ist dort integriert und bildet einen Schwerpunkt. Das spiegelt sich wiederum im Aufbau des Teams wider. Es gibt einen Teamleiter der Schulsozialarbeit, der zudem Aufgabenbereiche der kommunalen Koordination übernimmt, um den Aufbau notweniger Strukturen mitzugestalten. In seinem Team befindet sich ein Koordinator für Familiengrundschulzentren. Eine Schulsozialarbeiterin setzt in Zusammenarbeit mit dem Koordinator das Konzept der Familiengrundschulzentren an einer Schule in Dormagen bereits um. „Diese Schule ist das Modell für alle weiteren Schulen. Der Koordinator hat wiederum die Aufgabe, das Konzept in den anderen Schulen voranzubringen”, sagt Uwe Sandvoss von der Stadt Dormagen. Was sich in Konzept und Organisation der Teams zeigt, wird auch deutlich in der Schule. Hier wird das Familiengrundschulzentrum nicht als eine Säule neben Schulsozialarbeit und Offenem Ganztag gesehen, sondern die Schule entwickelt sich zum Familiengrundschulzentrum. Das Konzept ist integriert. Die Leitung hat die Schulleitung inne und das Familiengrundschulzentrum wird von einer Fachkraft organisiert. „Diese Fachkraft organisiert die Öffnung in den Sozialraum, trägt aber nicht die Verantwortung für jedes Angebot. Diese können sich auf viele Schultern verteilen”, sagt Uwe Sandvoss
Text: Gregor Entzeroth und Marisa Klasen, Wübben Stiftung